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Gottes Ja - die Lebensgrundlage

Predigt über Matthäus 3, 13 - 17
1. Sonntag nach Epiphanias 12. 1. 2003
Auferstehungskirche Schweinfurt

13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galilä an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe.
14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?
15 Jesus aber antwortete und sprach: Laß es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er`s geschehen.
16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.
17 Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Liebe Gemeinde,

I. (Bußpredigt damals und heute)

da ist von einem Mann die Rede, der Johannes heißt. Er ist ein ausgeflippter Typ, läuft in einer abgedrehten Kleidung herum, hat noch abgedrehtere Eßgewohnheiten, hat einen langen Bart und eine heisere Stimme, er weigert sich, in Städte zu gehen, streunt in der Wüste am Jordan herum, predigt wie ein Weltmeister, und die Menschen, die zu ihm hinströmen, kriegen eine Gänsehaut bei seinen Predigten. Denn gerade die Frömmsten unter ihnen schreit er an: "Schlangenbrut" und Schlimmeres, und sie sollen sich ganz schnell ändern, sie sollen Buße tun, sonst bricht ein schreckliches Gottesgericht über sie herein.

Was würden Sie tun, wenn so etwas hier in Schweinfurt passieren würde?

Ich habe es einmal in Nürnberg gesehen. Da standen zwei "Feuer- und Schwert-Prediger" in der Fußgängerzone und redeten so ähnlich wie Johannes der Täufer. Und was geschah? Kein Mensch hörte ihnen zu.

Aber was geschieht bei Johannes in der Wüste?

Die Menschen strömen zu Tausenden zu ihm hin. Sie kommen in Massen! Und wie sie kommen! Sie kommen nicht nur, um eine Sensation zu erleben, sie kommen hin, weil sie spüren: Hier ist Gott! Und weil sie wissen, dass dann, wenn Gott sie einmal richtig zu fassen kriegt, nicht mehr so bleiben können wie bisher, darum kommen sie nicht nur und hören zu und gehen wieder heim, sondern sie gehen hinein in das Wasser des Jordan, sie bereuen ihre Sünden, sie weinen darüber, sie lassen sich taufen und gehen wieder gereinigt und geheiligt, getrost und froh nach Hause, erzählen andern davon, und die nächsten machen sich auf, weil sie das auch erleben wollen. Eine Welle der Buße geht durch das ganze Volk. Immer mehr Menschen strömen zu Johannes hinaus. Sie kommen, sie hören, wie er predigt, und dann gehen sie ins Wasser. Und im Wasser schreien sie ihre Sünden nur so heraus.

Tommy Tenney beschreibt in seinem Buch "die Gott nachjagen", wie in Houston Texas in der Gemeinde seines Freundes, der ihn zum dritten Mal in Folge eingeladen hatte, folgendes passierte: Zur Zeit des Frühgottesdienstes war der Kirchenraum voll mit Leuten, die spürten, dass Gott da war... Die Gegenwart Gottes lag schwer auf der Versammlung. Der Pastor las die Stelle aus dem 2. Chronikbuch vor:

Wenn mein Volk, nach mir benannt, sich demütigt im Gebet; wenn es sich mir naht und mich sucht und sich abkehrt vom bösen Tun, dann will ich hören, vom Himmel her hören und will ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.

Und dann geschah es. Die Gegenwart Gottes verdichtete sich noch mehr, sie schlug ein wie eine Bombe. Tenney sagte. " Wenn du jetzt nicht dort bist, wo du sein solltest, dann ist jetzt eine gute Gelegenheit, mit Gott ins Reine zu kommen." Tenney wörtlich: "Ich habe noch nie so eine heftige Reaktion auf meinen Aufruf hin erlebt. Es war der reinste Tumult. Die Leute warteten nicht, bis sie nach vorne kommen konnten, sie stiegen über die Stuhlreihen, Geschäftsleute rissen ihre Schlipse herunter. Weil es so unerhört viele waren, mussten sie im Altarraum gleichsam aufgestapelt werden, und sie legten gleichzeitig das eindrucksvollste und harmonischste Schuldbekenntnis ab, das mir je zu Ohren kam. Als ich diesen Altaraufruf machte, hatte ich noch keine Ahnung, dass es nur der erste von sieben Altaraufrufen an diesem Tag sein würde..."

So weit die Schilderung aus Houston Texas.

Gott ist auch heute noch sehr lebendig und er tut das, was er im Herzen hat, unter den Menschen, die sich ihm öffnen. Tenney hat keine "Feuer- und Schwert- Predigt" gehalten. Aber er hat erwartet, dass Gott auf solche oder eine ähnliche Weise wirkt. Und Gott hat seine Sehnsucht und Erwartung erfüllt!

II. (Unter lauter Sündern – der Sündlose)

Es ist keine Frage: Wenn Gott so stark wirkt, dann darf man alles getrost vergessen, was man je über schöne, feierliche Gottesdienste gehört hat, über erhebende Feiern und schöne Gefühle. Wenn die Gegenwart Gottes so nahe rückt, dann kommt unweigerlich zum Vorschein, was im Menschen ist. Mir passiert es manchmal, dass ich vor allem beim Lobpreis plötzlich einen Schauder kriege und mir denke: "Was tust du eigentlich hier, als dreckiger Sünder unter lauter Heiligen?"

Nein, nein, wenn sich die Gegenwart Gottes dermaßen verdichtet wie in Houston oder am Jordan bei Johannes, dann fließen die Tränen, dann ziehen die Menschen ihre Schlipse aus, dann legen sie alle steife Würde ab, weil die Wahrheit ans Licht kommt. So wie die Wintersonne der letzten Tage für manche Hausfrauen eine Überraschung gebracht hat, denn wenn sie so flach herein fällt in ein Zimmer, dann sieht man plötzlich jeden Staub am Boden und sonst wo... Wenn Gott seine Gegenwart so offenbart, dann erwischt es die Frömmsten oft am meisten. Die spüren ihre Sünden noch schärfer. Das, was zu anderen Zeiten so leicht über die Lippen geht: "Wir sind alle Sünder!" - das wird mit einem Male erlebte, gefühlte, persönlich ausgesprochene Realität! Ihr Lieben, Vorsicht beim Hineingehen in die Gegenwart Gottes! Der Jordan ist nur ein Gebet weit von uns entfernt...

Es gibt einen Unterschied zwischen Johannes am Jordan und Houston. Mitten in dieser brodelnden Masse steht einer, der da überhaupt nicht hinpasst. Unter den Tausenden von zerknirschten Sündern steht der eine, der keine einzige Sünde hat. Jesus kommt an den Jordan! Johannes fragt: Wie kommst du denn hier her, Jesus? Was willst du denn unter den Sündern? Du bist verkehrt hier, Jesus! Nicht du musst von mir getauft werden, ich muss von dir getauft werden!

Jesus geht nicht weg. Er bleibt. Und er sagt auch warum. Ich muss alle Gerechtigkeit erfüllen, sagt er. Ich muss dahin, wo die Sünder sind. Ich muss dahin, wo ihr Menschen seid, in den Schmutz der Welt, in die Finsternis des Todes. Ich, der Sohn Gottes. Ich gehe aber nicht dort hin, weil ich so bin wie ihr, sondern ich gehe dorthin, weil ich euch retten will.

Wie rettet Jesus? Indem er einen Rettungsweg zeigt. Und der hat einen einfachen Namen: Bund. Was kann denn dieser Horde von schreienden Sündern anderes helfen als dass sie einen Bund schließen mit dem lebendigen Gott? Was kann denn dir und mir helfen, wenn wir spüren, wie wir von unserem Gewissen überführt werden: "Du bist ein ganz mieser Sünder!"? Nur ein Bundesschluss. Zwischen dem lebendigen, heiligen Gott und dem Sünder wird ein Bund geschlossen. Jesus tritt in diesen Bund ein durch seine Taufe am Jordan. Und er tut das, damit du und ich wissen: Es gibt für uns keine Rettung außer durch diesen Jesus und durch diesen Bund.

III. (Du bist mein lieber Sohn!)

Jesus steht ja am Anfang seines Wirkens. Und Jesus bekommt bei diesem Bundesschluss einen Satz gesagt, der sehr bedeutsam ist: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Der erste Satz, den ein Mensch sagt ist immer wichtig, sagen die Psychologen und Seelsorger. Der erste Satz legt vieles fest, was hinterher kommt. Hier in der Geschichte von der Taufe Jesu tut Gott seinem Kind den Gefallen, dass er ihm als ersten Satz sagt: Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Man kann die Tragweite dieses ersten Wortes Gottes an Jesus nicht hoch genug einschätzen. Jesu ganzes Leben war ein einziger Widerhall dieses ersten Satzes seines himmlischen Vaters.

Wenn Jesus predigt und die Leute hinterher sagen: "Keiner hat so geredet wie dieser", dann ist das ein Widerhall dieses einen Satzes. Wenn Jesus in Sachen Gottes unglaublich stark ist und keiner ihn umwerfen kann, dann ist das der Widerhall dieses einen Satzes.

Wenn Jesus die Menschen immer wieder damit überrascht, dass er in die Stille geht und sich den Menschen entzieht, so dass man nach ihm nachlaufen und ihn suchen und ihm sagen muss: "Jedermann sucht dich!" - dann tut er das nur deshalb, weil er Zeiten und Orte braucht, an denen er diese kostbare Stimme immer wieder neu hören muss. Liebeserklärungen kann man gar nicht oft genug machen. Frauen wissen das in der Regel besser als Männer. Zwischen Jesus und seinem himmlischen Vater ist das nicht anders.

Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Von diesem gewaltigen göttlichen Ja, von dieser bedingungslosen Annahme durch seinen Vater, davon ist Jesus total durchdrungen.

Menschen, die eine solche feste Basis in ihrem Leben haben, die das so ausstrahlen, dass sie von Gott geliebt und angenommen sind, gibt es. Wer ihnen begegnet, der weiß sofort: Das ist ein Mensch Gottes. Der lebt ganz aus diesem gewaltigen Ja Gottes zu ihm. Meine Frau und ich haben vor Jahren ein englisches Ehepaar namens Hindley erlebt. Die hatten das. die lebten aus diesem gewaltigen Ja Gottes. Man sah es, man spürte es, man hörte es aus allem heraus, was sie von sich gaben. Oder wir haben es kürzlich bei Maria Prean erlebt...

Das ist dann das eigentliche Wunder. Der durchschnittliche Christ hört das, findet das toll, nimmt es mit dem Kopf auf, und geht seines Weges. Das Ja Gottes hat einen Landeplatz nur in seinem Kopf. Die wichtigsten 30 cm der Welt überwindet es nicht. Und wenn der Sonntag vorbei ist und der ganz normale Wahnsinn ausbricht, dann sind so viele Neins da, so viel Negatives, so viel Grund zur Klage....Dann rächt es sich, dass das gewaltige Ja Gottes nur im Kopf geblieben ist.

Ich war in den Tagen nach Neujahr im Franziskushof. Es war wunderschön, ich konnte wandern und mich an der Gegend freuen....

Und in alledem hörte ich die Stimme meines Vaters im Himmel: Schau dir das an. Das reiche ich dir rüber. So bin ich zu dir. Ich liebe dich, und deshalb tue ich dir so viel Gutes.

Aber meine inneren Ohren waren ziemlich zu. Ich musste darum kämpfen, sie aufzukriegen.

Gott macht uns ständig Liebeserklärungen. Gerade jetzt in der Nachweihnachtszeit, bei Kerzenschein und schöner Musik... Gott redet unaufhörlich zu uns. Er schickt uns ständig Liebesbriefe. Wie, wenn sie ungelesen bleiben?

IV. (Geistestaufe)

Jesus hat ein Geheimnis. Er lässt die Liebesbriefe nicht ungelesen. Er nimmt das auf, was der Vater im Himmel ihm zuflüstert. Und er hört einfach nicht auf damit. Auch wenn es noch so dick kommt, wenn die Leute ihn belagern, auch wenn ihm von allen Seiten her Kritik und Widerstand um die Ohren fliegen, er hört einfach nicht auf, diese kostbare leise Stimme des Vaters zu hören. Wie macht er das?

Das Geheimnis lüftet sich, wenn wir die Geschichte näher anschauen. Jesus bekommt bei seiner Wassertaufe, seinem Bundesschluss mit dem Vater zugleich die Geistestaufe. Er wird getauft im heiligen Geist. Er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen, erzählt und Matthäus.

Was ist das, Geistestaufe? Und, was noch viel wichtiger ist: Ist das etwas für Menschen wie du und ich? Kann man das erleben?

Nun, beim letzten Alpha-Wochenende hat es sich wieder ereignet. Es sind Menschen hineingeraten in diesen gewaltigen Strom der Liebe Gottes und wollen nie wieder heraus...

Ein hübsches kleines Beispiel gibt Nicky Gumbel, der Erfinder des Alphakurses:

"Vor Jahren hatte ich jemand in meiner Alpha-Gruppe, der erzählte, er sei 20 Jahre lang Alkoholiker gewesen und hätte eine Leere in seinem Herzen gehabt. Jedes mal, wenn er diese Leere spürte, trank er Alkohol. Erst als er durch Jesus Christus eine Beziehung zu Gott fand, stellte er sich dem eigentlichen Problem, der Leere in sich, und dann brauchte er keinen Alkohol mehr. Paulus schreibt in Epheser 5: "Berauscht euch nicht mit Wein" – das ist eine Ersatzhandlung –, "sondern lasst euch vom Geist erfüllen." Dieser Mann hat sich total erfüllen lassen vom Geist. Und das ging bis ins Körperliche hinein."

Den Menschen, der im Geist getauft ist, erkennt man weniger daran, dass er bestimmte Gaben hat oder dass er ein Halleluja-Gesicht aufsetzt, man erkennt ihn daran, dass er hungrig ist nach mehr von Gott. Und das war auch bei Jesus so.

Wer einmal geschmeckt hat, wie gut der Vater im Himmel ist, der setzt alles in Bewegung, um immer wieder diese Liebeserklärung zu hören. Der liest in der Bibel - und er liest eine Liebesbotschaft nach der anderen. Der schaut um sich - und er hört eine Liebeserklärung nach der anderen. Und er erfährt: Ja, das bist du, Vater!

Aber ich will mich jetzt nicht so sehr verbreiten über das, was sich in der Geistestaufe abspielt. Ich bin sehr froh, dass wir jetzt im Alpha-Kurs eine solche Möglichkeit haben, diese Dinge selber zu erleben. ´Wer mehr wissen will, melde sich dazu an. Am Mittwoch, den 22. 1. geht es los.

V. (Todeswasser als Ort der Bevollmächtigung)

Zurück zum Jordan. Zurück zu dem, unheimlichen Ort, wo die Menschen ihre Sünden herausschreien, weil die Gegenwart Gottes sie dazu drängt, diese Dinge loszulassen, zurück zu dem unschuldigen sündlosen Jesus mitten zwischen ihnen.

Es gibt einen Punkt im Leben Jesu, wo er noch tiefer steigt. Da ist er nicht zwischen Tausenden von gewöhnlichen Sündern. Da hängt er zwischen zwei Verbrechern. Und da stirbt er nicht nur einen Quasi -Tod, nämlich den des Untertauchens im Jordan, sondern da stirbt er den höchst realen und äußerst qualvollen Tod des Gekreuzigten.

Aber das alles hat einmal begonnen, und zwar dort am Jordan.

Wo ist der Ort der Geistestaufe? Der unheimliche Ort des Todeswassers. Der unheimliche Ort, an dem die Sünden ans Licht kommen.

Die Liebeserklärung Gottes trifft bei uns mitten in ein erschrockenes Herz hinein, das beim Stehen im Todeswasser der Taufe am liebsten aufschreien möchte: "Herr, ich halte das nicht mehr aus, so schmutzig zu sein! Bitte rette mich! Bitte heile mich! Bitte reinige mich!" Solche Menschen hören die Liebeserklärung Gottes.

Und noch eins: Von dieser Taufe an Ist Jesus durch den Heiligen Geist in die Lage versetzt, gewaltig zu wirken. Er predigt gewaltig, er heilt die Kranken, er weckt die Toten auf, er treibt die Dämonen aus. Aber der Ort, wo Jesus dafür instand gesetzt wird, ist der Jordan, ist das Wasser der Buße, ist der Ort, wo sie alle klein werden und wo sich keiner mehr über den andern stellen will. Dieses Todeswasser ist der Ort der Bevollmächtigung.

Willst du etwas bewirken für Gott? Dann lege deine Angst vor dem Todeswasser ab. Lege deine Angst davor ab, dass die Wahrheit ans Licht kommen könnte. Vergiss alles schönfärberische Gehabe. Nur die Bußfertigen wird Gott mit seinen Gaben ausrüsten. Vom Todeswasser weg werden sie hingehen und gewaltige Dinge erleben.

Der Jordan ist nur ein Gebet weit von dir entfernt..... Kommt zum Jordan. Und wenn ihr mutig seid, dann betet: Herr, zeig mir, wo ich mich ändern muss.


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